Adventskalender früher und heute

Adventskalender früher und heute
Adventskalender früher und heute

Der Adventskalender ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Und das ist großartig so! Denn früher war so ein Adventskalender eine ziemlich fade Angelegenheit. Lange ist sie her, die Zeit, als sich Kinder dafür begeistern konnten, dass sie hinter jedem Türchen des Adventskalenders ein Bild vorfanden.

Adventskalender mit Bildchen oder Schokolade?

Ja, ihr habt richtig gehört, ihr Erwachsenen und Kinder der heutigen Zeit: ein simples Bild, kaum größer als eine Briefmarke und mit weihnachtlich-erbaulichem religiösem Inhalt. Man sieht förmlich die enttäuschten Kinderaugen vor sich, wenn man es heutzutage wagen sollte, jemandem am 1. Dezember so einen Kalender unterzujubeln. Aber damals war das sehr schön. Besonders, wenn man den Kalender ans Fenster klebte und das schöne Bildchen von hinten noch illuminiert wurde, also ein bisschen leuchtete. Damals, damit meine ich eine Zeit, die mindestens tausend Jahre her ist. Denn schon zu meiner Zeit haben wir lange Gesichter gemacht, wenn wir „nur“ einen Bildchenkalender bekamen. Schon zu unserer Kinderzeit, also in den Achtzigerjahren, ging nichts über einen gescheiten Schokoladen-Adventskalender. Seien wir uns mal ehrlich, mit einer Schokolade kann ein Kind etwas anfangen. Aber mit einem erbaulichen BILD? Wir liebten jedenfalls unseren Schokoladen-Adventskalender so sehr, wie wir den Bilder-Kalender ignorierten. Oft waren die Türchen selbstverständlich schon vor dem 24. Dezember leer. Das musste man halt nur irgendwie kaschieren, damit die Mama nichts merkte. Manchmal mochten wir den Kalender sogar so sehr, dass wir die leeren Türchen mit Wachs füllten. Wachs war ja spätestens ab 1. Advent genügend im Haus vorhanden. Blöd wurde es nur, wenn sich jemand nicht über die weiße Schokolade wunderte und einen Bissen aus einem der neu befüllten Türchen probierte. 

Adventskalender von Lego über  FC Bayern bis zu...

Adventskalender heute haben etwas vom Charme alter Tage verloren. In Zeiten des maximalen Individualismus gibt es in der heutigen Adventszeit tatsächlich zu jedem Thema, für jeden Geschmack, für jede Preisklasse einen eigenen Adventskalender. Manche Adventskalender sind sogar so toll, dass die Übergabe des Adventskalenders für noch strahlendere Kinderaugen sorgt, als 24 Tage später an Heiligabend. Denn, ganz ehrlich. Wenn man anstelle ein paar läppischer Bildchen 24 Tage lang Star Wars Lego bekommt, da herrscht vier Wochen lang Hochstimmung. Wenn man an Heiligabend statt des gewünschten Super-Marvel-Loki-Legosets nur die kurz zuvor verlorenen Fäustlinge ersetzt bekommt, ist man vor Enttäuschung sofort bereit, künftig nicht mehr ans Christkind, sondern nur noch an den Weihnachtsmann zu glauben. Aber zurück zu den Adventskalendern: Playmobil, Lego, Harry Potter, FC Bayern - kaum ein Spielzeughersteller, kaum eine Marke, die noch keinen Adventskalender herausgebracht hätte. Sogar einen Adventskalender für Hunde habe ich letztens gesehen! Heuer hatte sich mein Kleinster derart in die Vorfreude auf den Adventskalender gesteigert, dass er zu heulen begonnen hatte. „Warum bist du denn so traurig?“ „Weil der Adventskalender nach 24 Tagen schon wieder vorbei ist!“ „Aber das ist doch nicht schlimm“, versuchte ich ihn zu trösten, „Weil am 24. Dezember doch Weihnachten ist!“ Der Kleine schluchzte nur noch lauter: „Ich will aber einen Adventskalender, der bis Silvester dauert!“ 

Adventskalender selbst basteln

In Sachen Adventskalender ist der Kleine in der Tat sehr kreativ. Er hat mir letztes Jahr einen selbstgebastelten Adventskalender geschenkt. An Weihnachten! Dieser funktionierte so: Überall im ganzen Haus waren kleine Papiersäckchen mit Schokolade versteckt. Diese durfte ich anschließend suchen. Das Problem war, dass die Adventskalendertütchen so gut versteckt sind, dass ich noch heute zufällig welche irgendwo im Haus versteckt finde. 

Kommen wir zu den Erwachsenen. Da sich mit Adventskalendern richtig viel Geld verdienen lässt, gibt es selbstverständlich auch für Erwachsene Kalender. In diesen findet man aber ebenfalls weder Bildchen noch Schokolade. Sondern alles, was Erwachsene halt so für gut befinden: Parfums, Pflegeprodukte. Für den Herren von heute natürlich Bier. Für jeden Tag eine andere Biermarke. Gut berauscht durch die „Stade Zeit“. Natürlich gibt es noch einen anderen Adventskalender, der es zu unausgesprochener Berühmtheit gebracht hat. Ich hoffe, es lesen keine Kinder mehr mit. Meinem Kleinen habe ich, nachdem er so traurig wegen der viel zu kurzen Kalender-Zeit getröstet, indem ich ihm von unserem Erwachsenen-Adventskalender erzählt habe. Den hätten wir schon im November begonnen, aufzumachen. Aber nicht jeden Tag ein Türchen, sondern nur 2, 3 in der Woche. Dann hielte die Freude länger an. „Was ist denn in eurem Adventskalender drin?“, fragte er dann. „Öh.“ Ich glaube, ich lief etwas rot an dabei. „Spielzeug“, behauptete ich dann. „Erwachsenenspielzeug.“ Was ja irgendwie auch stimmte.

Ich spreche natürlich vom Amorelie-Adventskalender. Dieser hat es geschafft, in sämtlichen Schlafzimmern erwachsener Paare zu landen. Und es gibt nur wenige, die sofort leugnen, keinen zu besitzen. Spannender wird es bei den Paaren, die zugeben, dass sie nicht nur einen daheim haben. Denn auch den Amorelie-Adventskalender gibt es inzwischen schon mehrere Jahre. Und wer will schon jedes Jahr denselben Adventskalender benutzen? Was macht man also, wenn die Geheimkiste unterm Bett längst überquillt und man fürchtet, dass die Kinder eines Tages auf der Suche nach versteckter Schokolade versehentlich die Erwachsenenkiste entdecken? Um nicht noch mehr Amorelie-Kalender kaufen zu müssen, empfiehlt sich eine Art Wieder-Benutzung nach alt herkömmlicher Adventskalender-Art: Früher steckte man die kleinen Gaben in 24 Säckchen, die man schließlich in der Wohnstube aufhing. Und jeden Tag unter großem „Hallo!“ leerte. Gut, das bietet sich in diesem Fall vielleicht nicht ganz an. 

Viel hat sich getan in den letzten Jahrzehnten. Vom Bildchen über Schokolade bis hin zum Massagestab hat der Adventskalender inhaltlich eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen. Ich selber bleibe allerdings bei der Philosophie meines Sohnes und finde, dass der Adventskalender am allerschönsten außerhalb der Adventszeit ist!

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